222 Theodor von Raule

Theodor von Raule                           

 

Theodor Emil Freiherr von Raule wurde am 20. April 1830 als Sohn des Franz Raule [1] und der Barbara Jankovsky [2] in Wien geboren. Sein Vater war Präsident des Handelsgerichtes in Wien und hatte sich um die österreichische Handelsgesetzgebung verdient gemacht.

  Theodor heiratete am 6. Jänner 1859 in Wien in erster Ehe Marie, geb. Edle von Gözsy [3]. Durch den frühen Tod seiner Frau blieb diese Ehe kinderlos. Noch im gleichen Jahr, am 16. September 1862, ehelichte er in Aigen bei Salzburg Emilie Freiin von Eskeles [4] Seine zweite Ehe wurde mit fünf Kindern gesegnet. [5]

  Theodor wurde am 30. Mai 1861 in den österreichischen Freiherrnstand aufgenommen. Er wird als liebenswürdiger, entgegenkommender, in erster Linie künstlerisch veranlagter Mensch geschildert, der „mit den Musen erfolgreicher zu verkehren wusste, als mit den ernsten Mächten des Lebens“. In Vöslau erwarb er den Emilienhof, wo er und seine Familie lange Zeit die Sommer verbrachten. Zweimal war er als Bürgermeister dieses Ortes tätig: von 1870 - 1873 und von 1876 - 1879. In dieser Eigenschaft lagen ihm Gedeihen und Aufblühen des Ortes sehr am Herzen. Seine künstlerische Tätigkeit ist sowohl auf musikalischem als auch auf schriftstellerischem Gebiet zu suchen (in dieser Eigenschaft gehörte er auch dem Journalisten- und Schriftstellerverein „Concordia“ an). So widmete er der hiesigen Kurkapelle des öfteren neue Walzer aus eigener Feder. Schon in frühen Jahren beschäftigte sich Theodor von Raule mit Arbeiten für Journale. 1855 erschien im Verlag Habacher in Gmunden „Meine Gedanken: eine Lieder-Sammlung[6] Weitere Veröffentlichungen folgten: 1868, ebenfalls bei Habacher, eine poetische Anthologie „Aus der Mappe eines Minnesängers, Lieder aus den Werken alter deutscher Sänger gesammelt“; ein Poem „Richard vom Walde“ wird erwähnt - dieser Name ist auch das Pseudonym, unter dem Raule schrieb - weiters eine Reihe von dramatischen Werken, vorwiegend einaktigen Lustspielen. 1870 erschienen in Wien bei L. W. Seidel & Sohn „Im Regen“, Schwank in einem Akt [7], „Polizei-Pech“, Schwank in einem Aufzug [8], „Er kann nicht widersprechen“, Lustspiel in 1 Akt [9] und „Der Andere!“, Schwank in einem Aufzug [10]. Im darauffolgenden Jahr erschienen im gleichen Verlag „Tagblatt 156“, Original-Posse in 1 Akt [11], „Die Schwiegermutter“, Original-Lustspiel in 1 Akt [12], „Theorien“, Lustspiel in einem Akt [13] sowie eine Abhandlung „Meinungen und Stimmungen[14]. 1872 wurde, ebenfalls bei Seidel & Sohn, „Charaktere“, ein Lustspiel in 1 Akt [15]  und eine Original-Posse mit Gesang in Akt "Im Sommeraufenthalt" veröffentlicht, bei Sachse in Wien erschien im gleichen Jahr das Original-Sittengemälde "Geheiligte Mittel", im Selbstverlag erschien ein einfaches „Ordenslexikon[16]. 1873 erschien, wieder bei Seidl & Sohn, ein Schauspiel in 5 Akten mit einem Vorspiel unter dem Titel „Die Verlorene“, das nach einem Roman des italenischen Autors T. Ciconi dramatisiert wurde [17].

Die aufgefundenen dramatischen Werke erschienen alle unter seinem Pseudonym; der Nachweis von Aufführungen seiner Stücke war nur schwer zu führen, trotzdem konnten einige Hinweise gefunden werden: sein Schwank „Polizei-Pech“ wurde 1871 in der Vöslauer Sommerarena und am k. k. priv. Carltheater in Wien aufgeführt [18], seine Posse „Tagblatt 156“ erlebte nachweislich Aufführungen 1873 am Grazer Stadttheater, 1874 am Kremser Stadttheater [19] sowie 1886 im Vöslauer Sommertheater. [20]

In der letzten Zeit vor seinem Tod zog sich Raule aus dem öffentlichen Leben weitgehend zurück, nachdem in seinem Familienkreis die Harmonie zerstört worden war. Am 10. Jänner 1884 erlag Raule 54-jährig in seiner Wiener Wohnung in der Schlickgasse 4 einem Brustleiden. Nach der Einsegnung in der Pfarrkirche Maria Verkündigung in der Roßau in Wien wurde er nach Vöslau gebracht und auf dem hiesigen Ortsfriedhof in der Familiengruft beigesetzt.

Quellen:

·     Dr. Constant Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthumes Österreich, 25. Teil, Wien 1873

·     Badener Bote, 17. Jg., 13. Jänner 1884, S. 4

·     Badener Bote, 19. Jg., 15. August 1886, S. 5f

·     Badener Bezirksblatt, 12. Jänner 1884, S. 7

·     Badener Bezirksblatt, 12. August 1886, S. 3

·     Deutscher Bühnenalmanach, hrsg. von A. Entsch, Berlin, Jg. 36/1872, 38//1874, 39/1875

·     Freiherrliches Taschenbuch, 1917

·     Österreichisches Theatermuseum Wien

·     Wiener Stadtbibliothek

·     Matrikenbücher der kath. Pfarrgemeinden Bad Vöslau und Gainfarn

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[1] * 4. Oktober 1795 zu Schreinitz in Böhmen, + am 25. November 1871 in Wien

[2] +16. September 1833

[3] * 1836, + 29. Jänner 1862

[4] * 17. Februar 1841, + 9. März 1917).

[5] Richard, *16. Juli 1863,
Leonie, *18. August 1867, + 12. April 1898),
Alexander, *12. Sept. 1868 in Vöslau, k. k. Obstlt. im Ldw. Ul. Reg. Nr. 6, oo 11. Okt. 1905 mit Mary Tonello di Stramare, * 17. April 1884 in Triest,
Malwine, * 17. Mai 1871 in Vöslau, + 1949) und
Marie, * 14. August 1872 in Vöslau).

[6] Österreichische Nationalbibliothek, 1440149-B

[7] „Im Regen“, Wr. Stadtbibliothek, 16454 A

[8] „Polizei-Pech“, ebenda, 86055 A

[9] „Er kann nicht widersprechen“, Österreichisches Theatermuseum Wien, 840.395-A Th

[10] „Der Andere!“, ebenda, 842.881-A Th

[11] „Tagblatt 156“, Wr. Stadtbibliothek, 21014 A

[12] „Die Schwiegermutter“, Österreichisches Theatermuseum Wien, 799.826-B Th

[13] „Theorien“, ebenda, 842.852-B Th

[14] „Meinungen und Stimmungen“, Wr. Stadtbibliothek, 31393 A

[15] „Charaktere“, Österreichisches Theatermuseum Wien, 799.239-B Th

[16] Ordens-Lexikon, Wiener Stadtbibliothek, 6664 A

[17] „Die Verlorene“, Österreichisches Theatermuseum Wien, 846.511-B Th

[18] Deutscher Bühnenalmanach (DBA), hrsg. von A. Entsch, Berlin, Jg. 36/1872

[19] DBA, Jg. 38/1874 und Jg. 39/1875

[20] Badener Bezirksblatt, 12. August 1886, S. 3; Badener Bote, 15. August, S. 5f