2409 Projekt: Elektrische Bahn Vöslau - Gutenstein

Über ein Bahnprojekt Vöslau - Gutenstein erfahren wir erstmals aus einem Protokoll einer Gemeindeausschuss-Sitzung in Gainfarn aus dem Jahr 1899. Damals wurde eine Zuschrift des Herrn Oscar von Rosthorn vorgelegt, aus der die "Anlegung einer electrischen Bahn von Vöslau über Gainfarn nach Berndorf & Gutenstein, etc." hervorgeht. Der Gemeinderat beschloss, der darin enthaltenen Einladung zu einer am 15. September. 1899 im Hotel "Zwierschütz" in Vöslau stattfindenden Beratungssitzung Folge zu leisten und delegierte dazu die Herrn Ignaz Sellner, Johann Graf, Ferdinand Morwitzer, Franz Grabner, Josef Ecker und Johann Henrici. Sie sollten darüber in der nächsten Sitzung über die Ergebnisse berichten.[1] Knapp drei Wochen später wurde dieses Thema in einer weiteren Sitzung wieder behandelt. Es lag nämlich eine neuerliche Zuschrift von Rosthorn vor, in der dieser offensichtlich um finanzielle Beteiligung angesucht hatte. Der Gemeinderat war aber zu diesem Zeitpunkt auf Grund fehlender Unterlagen nicht in der Lage einen Beschluss zu fassen: "..... kann weder bezüglich der Höhe des Beitrages, noch der Gewährung eines solchen überhaupt heute noch nichts beschlossen werden, weil noch Nichts Greifbares vorliegt, aus dem beurtheilt werden könnte, ob und von welcher Tragweite ein eventueller Vortheil für die Gemeinde Gainfarn aus der projectirten electrischen Bahn zu erwarten ist. Herr Oscar von Rosthorn ist in diesem Sinne von der Vertagung dieses Gegenstandes zu verständigen".[2] Auch der Gemeinde Vöslau lag ein "Ersuchen des Herrn Oscar von Rosthorn aus Oed vor, in welchem derselbe um einen Betrag zu den Kosten der Verfassung eines Vorprojektes über die Erbauung einer electrischen Bahn von Vöslau - Gainfarn nach Pernitz etc. etc." gebeten hatte. Nach längerer Debatte wurde der Beschluss gefasst, Herrn von Rosthorn "mitzuteilen, dass die Gemeinde Vöslau nicht in der Lage ist, für die Verfassung des Projektes der geplanten electrischen Bahn einen Geldbetrag zu widmen, obwohl selbe dem Projecte wohlverhaltend gegenübersteht".[3] Es zeigte sich, dass die zurückhaltende Vorgangsweise der beiden Gemeinden richtig war, denn knapp sechs Wochen später erfahren wir aus der Lokalpresse "Das Eisenbahnministerium hat die von Herrn Oskar von Rosthorn (derselbe, der Hand an die Mirafälle legen will) nachgesuchte Bewilligung zur Vornahme technischer Vorarbeiten für eine electrische Bahn Vöslau - Gainfarn - Berndorf - Hernstein - Pernitz - Gutenstein, mit einer Abzweigung Berndorf - Weissenbach a. d. Triesting nicht ertheilt". Danach wird dieses Projekt nicht mehr erwähnt. Rosthorn scheint nicht gerade beliebt gewesen zu sein, denn weiter kann man lesen "So sehr eine engere Verbindung der meisten dieser Orte untereinander und auch mit einem Bezirkshauptorte (Baden) zu wünschen wäre - dass man diesem Mann, der eine unserer bedeutendsten Naturschönheiten seiner Gewinnsucht kaltblütig opfern wollte, Schwierigkeiten macht, das freut uns offen gestanden herzlich".[4]



[1] Protokoll der Gemeinde-Ausschusssitzung Gainfarn vom 7. September 1899, Pkt. V.

[2] Protokoll der Gemeinde-Ausschusssitzung Gainfarn vom 25. September 1899, Pkt. III.

[3] Protokoll der Gemeinde-Ausschusssitzung Vöslau vom 26. September 1899, Pkt. 4.

[4] Badener Bezirks-Nachrichten vom 11. November 1899, S. 4. [Anm. d. V.: gemeint sind die Mira-Fälle]

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letzte Änderung: 27.01.2005