221 Anzengruber, Werke

Folgende Werke hat Ludwig Anzengruber nach eigenen Angaben (Briefe an seinen Freund Lipka) in unserem Ort geschrieben [1]:

        Vom Regen in die Traufe, Lustspiel in einem Akt

        Der Versuchte, Drama in zwei Akten, mit

        Der Nachlass (auch: Das Vermächtnis) des Mörders, Vorspiel (zum "Versuchten") in
        einem Akt

        Ein Onkel ist angekommen (oder: Allerhand Falschheiten oder: Ein Onkel, der
        ungelegen kommt
), Posse

       
Er heilt seine Liebe, Drama in zwei Akten

        Opfer der politischen Feme, Lustspiel in einem Akt

        Ein Billet doux um einen Regenschirm, Lustspiel in einem Akt

        Deserteur der grossen Armee, Schauspiel in fünf Akten

        Die gelben Rosen, Genrestückchen in einem Akt, etc.

Weitere, nicht dramatische Werke:

        Ein Wiener Strassenkehrer, Lokallebensbild

        Der Automat

        Rosamunde, Tragödie

        Telegrafisten im Nachtdienst

Nach einigen Jahren zog sich Anzengruber enttäuscht aus dem Schauspielerleben zurück. Leider hat er seine frühen dichterischen Versuche, bevor er die Beamtenlaufbahn einschlug, verbrannt. Einzig der "Versuchte" hatte diese Aktion überlebt - in einem Brief an Peter Rosegger schreibt er: "... Ich habe ein älteres Drama von mir nach Graz geschickt, es heißt ´Der Versuchte´; ..." - konnte aber trotz intensiver Suche bisher nicht aufgefunden werden [2]. Über den Inhalt wissen wir von seinem Freund und Darsteller einer Hauptrolle Dominik Klang nur so viel, dass "der Mitschuldige eines Sträflings von geraubtem Gelde wußte, sich dasselbe aneignete, in einem Badeorte als reicher Mann auftrat, dann aber durch Verkettung von Umständen zum Selbstmord getrieben wurde, nachdem er das Geld an die Eigentümer zurückerstattet hatte." [3] Erhalten ist aber eine Rezension über den "Versuchten" in der Marburger Zeitung. Über diese Aufführung heißt es: "Wir aber müssen gestehen, daß Gruber ganz und gar imstande ist, etwas Rechtes auf die Beine zustellen ..... Schüchtern tritt uns dieses Stück in den ersten Scenen entgegen und spinnt mit zarter Hand den poetischen Stoff zu dramatischen Verwicklungen aus, und erst als das Fundament konsolidiert dasteht, erhebt sich kühn des Dichters Haupt und rückhaltlos bricht der Gedanke hervor .....". Die Einnahme des Autors betrug ganze 13 Gulden, "der Erfolg des Stückes war aber echt und stark." [4]
In einem anderen Brief beschrieb Anzengruber das Theatergebäude: "... wie ich Dir hier die vordere Ansicht unseres Sommertheaters übermache; unser Theatrum befindet sich, wie Du siehst, sehr im Grünen, Du siehst die ausgesteckten Fahnen in den Lüften flattern, ergel regnet es nicht - recte unter den Fahnen befindet sich ein Schild, das besagt: "Johann Edlen von Radlers Sommertheater" - unter diesem Schilde erblickst Du eine kleine Einsiedlerhütte, selbe ist die Kasse, an welcher Direktor und Direktorin abwechselnd walten - obwohl eigentlich der Schauspieler hingehörte, eben da er nie bei Kasse ist. Weiters im Hintergrunde sieht man die Schweizerhäuser." [5]

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[1] Briefe von Ludwig Anzengruber, mit neuen Beiträgen zu seiner Biographie. Hrsg. v. A. Bettelheim, 1. Bd. Stuttgart und Berlin 1902, Nr. 23, 24.

[2] ebenda, Nr. 68.

[3] ebenda, S. XXXIV.

[4] Walter Taufar, Dissertation "Das deutschsprachige Theater in Marburg an der Drau", Wien, 1882.

[5] Briefe von Ludwig Anzengruber, Nr. 25.